Sportzentrum Hirzenfeld: wer zahlt soll schweigen!
In Zeiten von Corona hat der GGR am 28. Mai eine Sitzung unter Ausschluss der Öffentlichkeit abgehalten. Diskutiert wurde eigentlich nur ein Traktandum: Das Sportzentrum Hirzenfeld, konkret die Zukunft der maroden Eisfläche.
Das gemeinsam von den Gemeinden Münchenbuchsee und Zollikofen finanzierte Hirzi ist eine Attraktion unseres Dorfes, das bezweifelt auch im Rat niemand. Beim Trägerverein Hirzi scheint man sich dessen sehr wohl bewusst zu sein und entsprechend forsch tritt dieser mit seinen Forderungen gegenüber der Politik auf. 2017 wurde vom GGR ultimativ Geld für die Sanierung der Hochbauten gefordert, die Botschaft war klar: entweder ihr stimmt dem Kredit zu oder wir schliessen das Hirzi. Im GGR stiess diese Art der Kommunikation auf wenig Gegenliebe, da aber der Sanierungsbedarf offensichtlich war, wurde der Kredit klar genehmigt. Zu der Sanierung 2017 gehörte ein neuer Masterplan 2015-2025 mit Ausrichtung auf den Ganzjahresbetrieb. Dieser präsentierte für die weitere Entwicklung der Anlage folgende Zahlen: Sanierung Badi 2020/21 2.5 Mio Franken, Sanierung Eisfeld inkl. Dach 2.6 Mio Franken (Termin nach 2022).
Wo stehen wir 2020? Die Zahlen von 2017 sind in jeder Hinsicht Makulatur. Die Sanierung der Eisfläche alleine kostet nun 5.5 Mio und muss vorgezogen werden, die auf später verschobene Sanierung der Schwimmbadanlage wird mit rund 6.5 Mio veranschlagt. Von gut 5 Mio Sanierungskosten (prognostiziert im 2017) sind wir nun auf 12 Mio! Grund für diesen Umstand? Nach Aussage des Präsidenten des Trägervereins im GGR wurden für den Masterplan gar keine Daten zum Umfang der notwendigen Sanierungen erhoben, sondern alte Zahlen der Gemeinde Münchenbuchsee übernommen. Man entwirft also unter Beizug einer externen Firma tolle Strategiepläne der sportlichen und betrieblichen Ausrichtung des Hirzi, um die Kostenfolgen kümmert man sich dabei nicht. Bezahlen müssen ja dann die Gemeinden Münchenbuchsee und Zollikofen. Wer nun erwarten würde, die sich gerne als sparsam präsentierende SVP würde dieses gar frivole Vorgehen ablehnen, täuscht sich. Der Fraktionssprecher der SVP brachte deren Sicht folgendermassen auf den Punkt: Die Gemeinde habe zum Projekt gar keine Fragen zu stellen, der Trägerverein Hirzi bestelle das Produkt, die Trägergemeinden sollen bezahlen – oder die Schliessung des Hirzi im Winter akzeptieren. Wer zahlt, befiehlt nicht mehr, sondern soll schweigen und das Geld rausrücken. Bezeichnenderweise lehnte die Finanzkommission (die einzige Kommission, die in diesem Geschäft konsultiert wurde), das Geschäft „in seltener Einmütigkeit“ (Zitat eines Kommissionsmitglieds) ab!
SP, GFL und FDP sahen das anders und verlangten Rückweisung des Geschäfts. Das Projekt ist nicht ausgereift, viele Fragen bleiben offen und konnten auch während der Debatte im Rat nicht beantwortet werden:
- Das Vorhaben ist ein energetischer Unsinn. Die Überdachung ohne Halle wird als energetische Optimierung präsentiert, tatsächlich soll aber schon im September für die Hockeyclubs im Freien Eis generiert werden. Der Energieverbrauch wird nicht sinken, sondern wenn schon steigen. Ein Energiekonzept mit Berechnungen fehlt aber völlig.
- Die Sanierung dient v.a. den Hockeyclubs. Diese sind aber nicht fähig oder willens, sich in grösserem Masse an den Kosten zu beteiligen. Ein Businessplan, welcher auch das Risiko des Ausfalls der Hockeyclubs berücksichtigen würde, kann nicht vorgelegt werden.
- Ist es in Zeiten des Klimawandels überhaupt noch verantwortbar, im Mittelland eine Eisfläche im Freien zu realisieren? Wie wird sich die Nachfrage nach Kunsteisbahnen in Zeiten steigender Temperaturen entwickeln? Auch solche Fragen stellt sich der Trägerverein nicht. Dass ein Winterangebot im Hirzi nicht unbedingt eine Eisfläche sein muss, scheint für ihn undenkbar. Gerade die Frage nach Alternativen müsste nun aber angegangen werden!
- Zum Schluss der vielleicht wichtigste Punkt: Können wir uns diese Sanierung in einer unsicheren Zeit überhaupt leisten? Buchsi hat einen riesigen Nachholbedarf an Investitionen, v.a. beim Schulraum, mit der wirtschaftlichen Krise werden auch andere Ausgaben steigen. Am Ende wird wegen einer fragwürdigen Sanierung der Eisbahn das Geld für eine gute Sanierung der Badi fehlen!
Der Rückweisungsantrag wurde im Rat knapp mit 17 gegen 16 Stimmen abgelehnt, dies wegen einiger Abweichler in der Fraktion der SP.
Die Vorlage wird am 27. September dem Volk zur Abstimmung vorgelegt. Zu viele Fragen bleiben unbeantwortet, zu viele Fakten sprechen gegen das vorgelegte Projekt. Nur mit einem NEIN an der Urne kann ein zukunftsfähiges und finanziell tragbares Alternativprojekt noch ermöglicht werden…. es sei denn, der GGR von Zollikofen lässt sich nicht vor vollendete Tatsachen stellen und weist das Geschäft zurück.
Luzi Bergamin, Fraktionspräsident GFL